< Schüler des GaS unter besten Nachwuchsbankern
Mittwoch, 27.05.2020 15:35 Alter: 4 Jahre

Bundessieg für Film-AG


Derzeit laufen die Schüler des Merziger Gymnasiums am Stefansberg, die in der Corona-Krise die Schule schon besuchen dürfen, über Pfeile auf dem Fußboden, die die im Schulgebäude aufgezeichneten Einbahnstraßenzur Kontaktvermeidung anzeigen. Dabei müssten sie eigentlich – wie die Stars in Hollywood - über einen roten Teppich laufen. Denn die Film-AG der Schule hat mit ihrem neusten Werk bundesweit für Aufsehen gesorgt und beim Europäischen Wettbewerb den ersten Platz belegt. Für die GaS-Schüler, die mit einem ihrer Filme auch schon als Preisträger bei Gallileo im Fernsehen zu sehen waren und unter anderem den YouSaar-Wettbewerb des Deutsch-Amerikanischen Instituts in Saarbrücken gewinnen konnten, war dieser Sieg ein riesiger Erfolg. Und auch Lehrer und AG-Leiter Markus Braun ist sichtlich stolz auf diese Auszeichnung: „Der Europäische Wettbewerb ist der älteste Schülerwettbewerb Deutschlands. Es gibt ihn schon seit 1953und er ist seitdem immer größer geworden.Gerade bei solch einem renommierten Wettbewerb einen ersten Platz zu erreichen, ist schon eine besondere Ehre.“ Schließlich war die Konkurrenz bei der 67. Auflage des Europäischen Wettbewerbs in diesem Jahr besonders groß: Über 75.000 Schüler von 1.177 Schulen aus ganz Deutschland haben mitgemacht. Am Ende musste die Jury aus knapp 16.000 eingereichten Arbeiten den Sieger küren. Dass sich die Merziger Schüler über Platz 1 und die Auszeichnung „Beste Arbeit“ in der Kategorie Medien freuen durften, damit hatten sie selbst nicht gerechnet. Dabei hatten sie im März schon auf Landesebene die saarländische Jury überzeugen können. Diese hatte den Beitrag dann an die Bundesjury weitergeleitet. Der Weg dorthin war allerdings äußerst arbeitsintensiv.

Zu Schuljahresbeginn waren die sechs Mädchen und zwei Jungs der Film-AG zunächst bei der Suche nach einem passenden Film-Thema auf den Europäischen Wettbewerb gestoßen. Hier lautete die Aufgabe für Schüler bis Klasse 7: „Baba Yagameets Froschkönig“. Und dieses Thema zog die Merziger Schüler sofort in ihren Bann. Siebtklässlerin Lena Simonis war gleich Feuer und Flamme: „Das Projekt hat uns in die Zeit zurückversetzt, als unsere Oma uns noch Märchen vorgelesen hat. Gleichzeitig konnten wir unserer Fantasie aber auch freien Lauf lassen und unser eigenes, modernes Ding daraus machen.“ Und so war auch schnell die Grundidee des Films geboren. „Da der Film nur fünf Minuten lang sein durfte, wir aber möglichst viele Märchenfiguren aus verschiedenen europäischen Ländern einbauen wollten, um so auch den europäischen Gedanken zu integrieren, kamen wir auf die Idee eines Speed-Datings für Märchenfiguren.“, schmunzelt Markus Braun über den Ideenreichtum seiner Truppe. Hauptfigur ist Pinocchio, der seine italienischen Wurzeln nicht nur bei seinen ständigen „Mamma Mia“-Aufrufen nicht verleugnen kann. Gegen seinen Willen wird er von einer charmanten jungen Dame mit einer auffallenden Haarspange und einem Herz-Tatoo zum Mitmachen beim Speed-Dating überredet. Dort trifft er in Windeseile die Creme de la Creme der Märchenfiguren, etwa das etwas hochnäsige Schneewittchen, das an einer schlimmen Apfelallergie leidet und auf der Flucht vor seiner Stiefmutter, einer bösen englischen Königin, ist. Trotzdem findet Pinocchio seine große Liebe beim Speed-Dating nicht. Was ihm bleibt, ist die Vorhersage der russischen Hexe BagaYaga: Haarspange, Herz und ein Tatoo werden ihm das wahre Glück bringen…. „Wir haben versucht, neben dem Ursprung der Märchenfiguren auch das Zeitgeschehen mit einzubauen. So kommt beispielsweise neben der englischen Königin, die immer, wenn sie in Rage gerät, Englisch spricht, auch der Brexit vor.“, erläutert Markus Braun die Intentionen seiner Gruppe, die nicht nur in die Entwicklung des Drehbuchs, sondern auch in den Dreh selbst unglaublich viel Energie, Herzblut und Arbeit gesteckt hat. „Bei diesem Film war der Aufwand schon enorm groß. Wir haben zum ersten Mal den Film komplett mit einer Green Screen gedreht. Sie ist drei Meter hoch und sechs Meter lang und musste erst mal in der Aula unserer Schule aufgebaut werden“, ist AG-Leiter Braun durchaus stolz auf die Innovation und die dadurch bedingten neuen Möglichkeiten: „Durch das Drehen vor der Green Screen konnten wir im Nachhinein beim Bearbeiten einen großen prunkvollen Ballsaal einfügen, in dem wir das Speed-Dating standfinden lassen konnten.“ Aber auch darüber hinaus hatten seine Schützlinge alle Hände voll zu tun, denn sie haben wirklich alles selbst organisiert: Die Kostüme mussten genäht oder besorgt werden, Requisiten und Accessoires von zu Hause mitgebracht werden und nicht zuletzt haben sich die Schüler auch selbst geschminkt. „Rotkäppchen“ Maria Süßmilch aus der siebten Klasse war gerade vom gemeinsamen Engagement besonders begeistert: „Ich fand toll, dass wir alles zusammen gemacht haben. Wenn wir gerade nicht vor der Kamera gestanden haben, haben wir zum Beispiel geholfen, den anderen die Haare zu machen. Aber natürlich hat auch das Filmen an sich viel Spaß gemacht.“ „Pinocchio“ Felix Schramm kann dem nur zustimmen: „Dieser Film hat uns als Gruppe richtig eng zusammengeschweißt und uns gezeigt, was man mit Teamwork alles machen kann.“ Gelohnt hat sich der Aufwand auf jeden Fall. Neben dem Spaß und der Freude über den ersten Platz beim Europäischen Wettbewerb gab’s auch noch ein Preisgeld von 150 Euro.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich den Wettbewerbsbeitrag auf Youtube ansehen. Dort heißt der Kanal „FilmAGGaS“. Hier gibt es sogar zwei Versionen zu bestaunen. Da beim Wettbewerbsbeitrag nur fünf Schauspieler mitwirken durften und die Filmlänge auf fünf Minuten begrenzt war, mussten einige Szenen und zwei Schauspieler in dieser Version rausgeschnitten werden. Die längere Originalfassung ist aber auf Youtubeauch zu finden.